Solarwerbung unerwünscht
Der Solarhersteller Kaco durfte nicht in einem Tennismagazin werben, weil die Anzeige
"Atomstrom ade" zum Motto hatte. Der Energiekonzern EnBW fühlte sich gestört
FREIBURG taz Das fand die Energie Baden-Württemberg (EnBW) gar nicht lustig: Da sponsert
das Unternehmen ein Tennisturnier in Heilbronn - und dann will doch tatsächlich ein
Solarunternehmen im Turniermagazin für den Sonnenstrom und gegen die Atomkraft werben.
Doch das feindliche Treiben konnte abgewehrt werden: Das Turnierbüro der "Heilbronn
Open" lehnte das ungeliebte Inserat der Firma Kaco Gerätetechnik kurzerhand ab.
"Anti-Atom-Anzeige darf Tennisfrieden nicht stören", schrieb daraufhin die
Heilbronner Stimme.
Die Anzeige war, das muss man zugeben, provokant: "Atomstrom ade. Willkommen
Sonnenstrom" hatte das Unternehmen geschrieben, das zu den großen deutschen
Herstellern von Solarwechselrichtern zählt. Und dann hatte Kaco auch noch vorgerechnet,
dass allein auf den geeigneten Dachflächen in Deutschland "13 Atomkraftwerke der
Bauart Neckarwestheim, Block 1, solar ersetzbar" seien. Dazu wurde eine Fotomontage
des Kraftwerks Neckarwestheim gestellt, dessen Reaktorkuppel komplett mit Solarzellen
belegt ist. Man muss dazu wissen: Der betreffende Meiler liegt vor den Toren Heilbronns.
Und er wird von der EnBW betrieben.
"Gute Partner muss man pflegen" hieß es daraufhin aus der Turnierleitung. Also
stoppten die Tennisfunktionäre die Anzeige von sich aus im vorauseilenden Gehorsam. Und
Sponsor EnBW begrüßte das Veto anschließend. Das Tennisspektakel indes verzichtete
damit auf 10.000 Euro an Sponsorgeldern, die das regional ansässige Solarunternehmen
zugesagt hatte.
"Total lächerlich" findet es nun Kaco-Geschäftsführer Ralf Hofmann, dass
seine Anzeige abgelehnt wurde. Die EnBW scheue offensichtlich die sachliche
Auseinandersetzung mit den erneuerbaren Energien. Der Konzern wiederum lässt wissen, er
habe "keinerlei Probleme mit Solarstrom", sondern lehne lediglich "billige
Publicity auf Kosten Dritter" ab. Generell hätte man gegen eine Anzeige der Firma
Kaco nichts einzuwenden.
Doch Kaco, schon in der Vergangenheit für kreative Anzeigenmotive bekannt, wollte exakt
diese Anzeige. Oder halt gar keine. Dahinter steckt ein kämpferischer Firmenchef:
"Wir sind Mittelständler, und die EnBW wird sich noch wundern, was der Mittelstand
auf die Beine bringen wird", sagt Hofmann. Die aktuelle Anzeige übrigens blieb den
Bürgern nicht vorenthalten. Kaco platzierte sie sofort in der örtlichen Tageszeitung:
"Wir hatten ja nun unser Sponsorengeld übrig." BERNWARD JANZING
taz vom 23.1.2006, S. 8, 84 Z. (TAZ-Bericht), BERNWARD JANZING