Wyhl-Chronik
Was geschah bisher um Wyhl
Wir gedenken unseren verstorbenen Freundinnen und Freunde
- Totentafel
- Bereits im Mai 1972 wird mit linksrheinischen
Atomkraftgegnern ein Protestmarsch gegen das geplante Atomkraftwerk in Fessenheim
durchgeführt.
- Im September 1972 formiert sich der Widerstand der
Kaiserstühler Winzer gegen den geplanten Standort eines Atomkraftwerks bei Breisach. 560
landwirtschaftliche Fahrzeuge demonstrieren mit Transparenten und Sprüchen wie
"Lieber heute aktiv, als morgen radioaktiv" und "Kein Ruhrgebiet am
Oberrhein".
- Im Oktober 1972 werden 65.000 Einsprüche gegen das
geplante Atomkraftwerk bei Breisach im Landratsamt Freiburg hinterlegt.
Anhörungstermin/Breisach.
- Am 19. Juli 1973 wird durch den Rundfunk erstmals der neue
Standort eines Atomkraftwerkes - Wyhl - bekannt. Spontan bilden sich in Wyhl, Weisweil,
Endingen und anderen Orten am nördlichen Kaiserstuhl Bürgerinitiativen. Umfassend
informieren sich die betroffenen Bürger über Klimaveränderungen, vermehrte
Nebelbildung, Grundwasserabsenkung, über Funktionsweise und Sicherheitsprobleme beim
Betrieb von Atomkraftwerken.
Die Badenwerk AG informiert inzwischen mit kostenlosen Informationsfahrten (Kaffeefahrten)
auf andere Weise die Bevölkerung.
Pro- und Kontra Diskussionen verstärken nur den Widerstand in der Bevölkerung.
- Im April 1974 werden im Landratsamt Emmendingen 96.000
Unterschriften abgegeben.
- Juli 1974: Erörterungstermin in der Turnhalle in Wyhl.

Turn- u. Festhalle Wyhl, heute
Bürgerkraftwerk der SolarRegio Kaiserstuhl
- Juli 1974: Bekanntgabe des Standortes für ein
Bleichemiewerk der Chemischen Werke München (in der Bundesrepublik sind die
Umweltauflagen zu hoch) in Markolsheim/Elsaß, direkt gegenüber von Sasbach/Rhein.
- Deshalb spontaner Zusammenschluß deutscher und
französischer Umweltschützer und Gründung des Internationalen Komitees der 21
Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen.
- Noch im Juli gemeinsame Aktionen der Badisch-Elsässischen
Bürger. Über 3000 Menschen beim Sternmarsch zum geplanten Standort in Wyhl, über 4000
Menschen beim Demonstrationszug unter Glockengeläute, gegen das Bleichemiewerk in
Markolsheim.
- Verstärkte Information und Diskussion in allen Ortschaften
links und rechts des Rheins.
- Am 20. September 1974 wird der Bauplatz in Markolsheim von
Umweltschützern beiderseits des Rheins besetzt. Errichtung des 1. Freundschaftshauses.
- 25. August 1974, Sternmarsch nach Wyhl, anschließend
Versammlung der anwesenden Gruppen in der "Fischerinsel" in Weisweil. Auf Antrag
der Elsässer haben sich die Bürgerinitiativen dort auf das Projekt Platzbesetzung in
beiden Fällen geeinigt. Anschließend Konstituierung als "Internationales Komitee
der Badisch-elsässischen Bürgerinitiativen" und Beauftragung eines
Ausschusses, ein Manifest zu verfassen. Ein Mitglied der BI ist damals mit dem Entwurf von
Dorf zu Dorf und in Freiburg von Gruppe zu Gruppe gefahren, und hat das Einverständnis
einzeln eingeholt, dazu gab es also kein neues Votum einer Versammlung - das gehört eben
auch zu diesem besonderen Stil unserer BIs: alles geht von Person zu Person und man hat
einander vertraut. Dann hat Jean Jacques Rettig analog zum Wyhl-Text einen
Marckolsheim-Text verfasst und den Wyhl-Text ins Französische übersetzt, schließlich
ging das bekannte grüne Plakat in Druck und wurde dann erst von Anfang September an
am Oberrhein verbreitet, später dann auch überregional und vielfach nachgedruckt.
- Oktober 1974: Der Badische Weinbauverband und der
Landwirtschaftliche Hauptverband melden verstärkt Bedenken gegen das Bleichemiewerk und
das Atomkraftwerk an.
- Dezember 1974: 700 Kaiserstühler warten erfolglos drei
Stunden im Regen vor dem Stuttgarter Landtagsgebäude, um Wirtschaftsminister Eberle ihre
Bedenken vorzutragen.
- Oktober 1974: Der Badische Weinbauverband und der
Landwirtschaftliche Hauptverband melden verstärkt Bedenken gegen das Bleichemiewerk und
das Atomkraftwerk an.
- Dezember 1974: 700 Kaiserstühler warten erfolglos drei
Stunden im Regen vor dem Stuttgarter Landtagsgebäude, um Wirtschaftsminister Eberle ihre
Bedenken vorzutragen.
- Januar 1975: Verhöre und Hausdurchsuchungen.
Das Wirschaftsministerium genehmigt den Bau eines Atomkraftwerkes in Wyhl.
Stellvertretend für alle Bürger der Region erheben 10 betroffene Bürger und 4 Gemeinden
Klage.
- Februar 1975: Baubeginn in Wyhl.
Es wird begonnen, den Wald zu roden. In letzter Verzweiflung stellen sich am 18. Februar
Männer und Frauen mit ihren Kindern vor die Baumaschinen und bringen diese zum
Stillstand, um ihre bedrohte Heimat zu schützen.
- Erste Räumung des Platzes durch die Polizei am 20. Februar
mit Hundestaffeln und Wasserwerfern. Mit Panzerdraht wird das Gelände eingezäunt.
Täglich
stehen Tausende ohnmächtig am Stacheldraht.
- Nach einer Kundgebung am Sonntag, den 23. Februar 1975, an
der laut polizeilichen Angaben 28.000 Menschen teilnehmen, überwinden
Kundgebungsteilnehmer die Barrikaden mit bloßen Händen.
- Die Polizei verläßt unter Wahrung der
Verhältnismäßigkeit der Mittel den Platz.
- Somit wird der Platz wieder besetzt und ist in den Händen
der Bevölkerung.
- Das Freundschaftshaus wird errichtet.
- Die Volkshochschule Wyhler Wald wird gegründet.
- Schadensersatzforderungen, Berufsbehinderungen,
Stromabschaltungen, Telefonüberwachungen, Anzeigenkampagnen sollen die Bevölkerung
einschüchtern.
- Im Sommer 1975 erste Kontakte mit der Landesregierung (CDU
Fraktionsvorsitzender L. Späth).
- November 1975 verlassen die Bürgerinitiativen den Platz,
der nun von den Bürgerinitiativen, der Landesregierung und der KWS gemeinsam bewacht
wird; dies als Voraussetzung für die Verhandlungen mit der Landesregierung.
- 31. Januar 1976: nach vier Verhandlungsrunden kommt die
"Offenburger Vereinbarung" der Bürgerinitiativen mit der Landesregierung
Baden-Württemberg zustande, die mit großer Skepsis von den Bürgerinitiativen angenommen
wird.
- Der Verlauf des Jahres 1976 wird vom ,,Burgfrieden" um
Wyhl geprägt. Es werden neue beidseitig vereinbarte Gutachten erstellt, welche Ende des
Jahres erörtert werden. Im Anschluß daran beginnt im Januar 1977 in Herbolzheim die
Hauptverhandlung des Wyhl-Prozesses vor dem Freiburger Verwaltungsgericht. 10 Tage lang
stehen 50 Pro-Gutachter und Kernenergiebetreiber, sowie drei Kernenergiekritiker dem
Gericht vor viel Publikum Rede und Antwort.
- Anfang April 1977 bescheidet das Gericht in Freiburg, daß
der Atomkraftwerksbau wegen eines fehlenden Berstschutzes unzulässig sei.
- Die erneute Ruhephase wird zur Ausarbeitung von neuen
Gutachten genutzt.
- 1977 erste Sonnenenergieausstellung in Sasbach.
- Die im Freundschaftshaus im Wyhler-Wald ins Leben gerufene
Volkshochschule Wyhler Wald wirkt in den Ortschaften im Umkreis von 50 km um Wyhl weiter.
- März 1979: aus Solidarität mit den Gorlebener Bauern
demonstrieren über 2000 Menschen in Sasbach (über 100 Traktoren)
- Sonderzug der Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen zum
Gorleben-Treck nach Hannover.
- 30. Mai 1979: Beginn des Wyhl-Prozesses vor dem VGH in
Mannheim. Befangenheitsanträge gegen 2 Richter wegen "konspirativer"
Beweiserhebung im Hiltonhotel in San Francisco.
- Besorgter Brief zum Wyhl-Prozeß von 22 Pfarrern des Ev.
Kirchenbezirks Emmendingen. Zu allen Prozeßterminen fahren die Kaiserstühler in mehreren
Bussen.
- 1980: Bürgerinitiativen und klagende Gemeinden fordern,
daß die Mannheimer Wyhlverhandlungen in Weisweil fortgesetzt werden. VGH lehnt ab.
- Spätjahr 1981: letzte Plädoyers. Gericht weist alle
Beweisanträge und Befangenheitsanträge der Kläger ab.
- 30. März 1982 verkündet der Verwaltungsgerichtshof in
Mannheim das Urteil, das den Betreibern den Baubeginn zuläßt/ freigibt.
Spontane Kundgebungen.
- Im Jahr 1983: Gespräche der Ministerpräsidenten mit den
regionalen Politikern und dem Weinbau- und Bauernverband.
- März 83: 45.000 Einsprüche während einer
Unterschriftensammlung gegen die sogenannte Baulinie 80.
- Juli 83: über 300 Widersprüche gegen das
Wasserrechtsverfahren.
- Bekanntgabe eines geheimen Einsatzplanes der Polizei bei
einem eventuellen Baubeginn in Wyhl. Danach herrscht große Unruhe in der Bevölkerung.
- Am 30. August 1983 sagt Ministerpräsident Späth:
"Der Zeitdruck für Wyhl ist weg." (Zitat)
- Aufatmen der Bevölkerung. Trotzdem bleibt die Region
hellwach.
- Anläßlich der Aktionstage am 18. September 1983 wird ein
symbolischer Bündnispakt zwischen Schweizer-, Badener-, und Elsässer Bürgerinitiativen
geschlossen.
- Übrigens, bei den Wahlen im Oktober 1984 werden 5
Atomkraftwerksgegner in den Gemeinderat in Wyhl gewählt.
- 1985: die Volkshochschule Wyhler Wald schreibt zur
10-jährigen Platzräumung und Besetzung ihr 72. Programm.
- 2000
Foto:
Bernhard Rein
25. Jahrestag der Platzbesetzung und Gedenksteinsetzung - Anfahrtsskizze
- Oktober 2002
Gründung des Fördervereins Zukunftsenergien,
Solarregio Kaiserstuhl e.V. mit Sitz in Wyhl. Der Förderverein setzt sich unter der
Überschrift "Kaiserstühler Bürger mobilisieren für Zukunftsenergien" für
einen besseren Klimaschutz durch Projekte vom Bürger aus ein.
- Juli 2004
Badisch-elsässische Bürgerinitiativen treffen sich zu einer
"Reaktivierungskonferenz" angesichts der drohenden Renaissance der Atomkraft.
- 13. Nov. 2004 Trauerfeier am Gedenkstein in Wyhl. Ca. 50
betroffene Trauergäste gedachten tief betroffen dem getöteten
Atomkraftgegner Sébastien Briat und seiner Familie. 22 Jahre war Sébastien,
welcher am Sonntag, den 07. November 2004 vom Castor-Zug in Luneville/Frankreich
totgefahren wurde! Beeindruckende Ansprachen von Pfarrer Bloch und Richter, Philipp
Hugoniot, Axel Meyer, Bernd Nössler und Erhard Schulz gaben am brennenden Holzfeuer einen
würdigen Rahmen. Ein Beileidsschreiben an die Familie wurde von den Anwesenden
unterzeichnet. Erklärung der Gruppe um Sébastien
als Pdf-Datei
- 25. Febr.2005 Auftaktveranstaltung zur 30-Jahrfeier.
Eröffnung des Archivs der Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen im Weisweiler Rathaus.
Lesung aus dem Buch: "Mein Leben zwischen Gewalt und Gewaltlosigkeit" von Dr.
Wolfgang Sternstein im übervollen Rathaussaal. Vorstellung der Publikation : "30
Jahre grenzüberschreitende Zusammenarbeit am Oberrhein" durch Dr. Georg Löser.
Vormittags Schulbesuch in Wyhl und Weisweil mit den Gästen Ric und Rose Richardson über
Krankheit Tod und Verseuchung der Landschaft in Saskatschewan/Kanada durch
Atomstromverbrauch in der Welt (auch Deutschland) und den dadurch bedingten Uranabbau.
- 26. Febr.2005 - 30 Jahre erfolgreicher Widerstand-
Festveranstaltung in der übervollen Rheinwaldhalle in Weisweil. Begrüßung durch den
Bürgermeister Oliver Grumber. Informationsstände durch zahlreiche Gruppen.
Filmvorführungen durch Werner Mildebrath. Kostenlose Verpflegung mit Bio-Suppe durch Jens
Kühle mit seiner Frau-/Mannschaft der Bio-Gärtnerei Distel. Getränke durch die BI
Weisweil Kurt Schmidt und sein Team. Mahnende Worte einer Mutter durch Colette Marchal,
der Tragödien um Tschernobyl durch Prof. Dr. med. Michel Fernex, der Erdbebengefahren
durch den Atomphysiker Jean Marie Brom. Warum wechseln wir nicht unseren Stromanbieter.
Weg von Tod und Verseuchung in Kanada durch den Atomstromkauf in Deutschland. Vorträge
dazu von Ric und Rose Richardson und Ursula Sladek von den Elektrizitätswerken Schönau.
Musikalische Unterhaltung durch die Gruppe Goschenhobel und den Liedermacher Theodor
Ziegler. Grußworte, Beiträge z.B. durch Bernd Sacherer, einem Winzer aus dem
Kaiserstuhl. Moderation Heinz Siefritz und Erhard Schulz. Pdf-Datei des Programms

- 27. Februar 2005 Gottesdienst in der Wyhler Kirche durch
Pfarrer Günter Richter, Pfarrerin Winkelmann und Pitzke mit einer eindrucksvollen und
mahnenden Predigt von Pfarrer Günter Richter. Weitere Beiträge durch Bernd Nössler,
Viktoria Krause und Sebastian Bindner. Bei der Sammlung für die Kinder
von Tschernobyl kamen 885,38 Euro zusammen, die der Verein "Hilfe für
Dorma" auf 2.000 Euro aufstockt und Michel Fernex zur Verfügung stellt.
- 21. Dezember 2005 Die Badisch-Elsässischen
Bürgerinitiativen gründen eine Stiftung.
- 25. - 29. April 2006 Gedenkveranstaltungen zu 20 Jahre
Tschernobyl - Kreuzweg nach Freiburg - Pdf-Datei
Texte der Reden und Predigten zu den
Gedenkveranstaltungen
- 17./18. Juni 2006 Tour de Fessenheim - Fahrradkorso zum
Atomkraftwerk Fessenheim mit Demonstration
Kein Atomkraftwerk
in Wyhl
und anderswo
BADISCH-ELSÄSSISCHEN
BÜRGERINITIATIVEN
Geschäftsstelle: Hauptstraße 53, 79367 Weisweil
ASSOCIATIONS ANTINUCLEAIRES DE BADE ET D'ALSACE
Startseite: http://www.badisch-elsaessische.net/
Obige Auszüge mit freundlicher Genehmigung aus der
Homepage Regionale Umweltgeschichte :
http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/projekte/regio_umwelt_idx.htm
http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/projekte/akw_wyhl_idx.htm